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16.05.2011

Münzschatz aus dem 17. und 18. Jahrhundert in Cottbuser Ortsteil Ostrow entdeckt

Münzen aus dem 17. und 18. Jahrhundert im Gesamtwert von etwa 20 Talern wurden am 28. März 2011 von Mitarbeitern der Grabungsfirma ABBU GbR an der Ecke Wasserstraße/Ostrower Platz im Cottbuser Ortsteil Ostrow bei der fachlichen Begleitung der Verlegung einer Fernwärmetrasse entdeckt. Das Areal befindet sich unmittelbar am ehemaligen Dorfanger des alten Ostrow. Seit 1498 urkundlich belegt, wurde der Ort 1874 der Stadt Cottbus eingemeindet. Die 317 Geldstücke waren hinter einer Scherbe verborgen, das zu einem zerbrochenen Gefäß gehörte. Ein weiteres Keramikstück könnte vom Besitzer des kleinen Schatzes als Abdeckung verwendet worden sein. Die Fundmasse besteht aus meist kleinen Nominalen. Mindestens drei Geldstücke sind gelocht und könnten als Anhänger verwendet worden sein. Die einst in Cottbus gültigen kursächsischen und brandenburg-preußischen Münzen stammen nach erster Sichtung aus dem Zeitraum zwischen 1678 und 1778. Größere Stücke sind ein Taler und ein 2/3-Taler von 1678, hinzu kommen sächsische Dritteltaler. Da die namentlich nicht bekannten Besitzer auf gutes, wertbeständiges Geld achteten, fehlen minderwertige Münzen aus der zweiten Kipperzeit in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und solche aus dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763). Nach Berechnungen des Archäologischen Landesamtes Brandenburg repräsentiert der Fund etwa das doppelte Jahresgehalt einer Köchin um 1695.
Wie aus dem Archäologischen Landesmuseum Brandenburg weiter verlautet, ist dort bisher noch kein vergleichbarer Fund aus der genannten Zeit vorhanden. Zu sehen wird die Neuentdeckung im Paulikloster zu Brandenburg an der Havel. Dort im Archäologischen Landesmuseum des Landes Brandenburg finden bereits andere Münzfunde bei den Besuchern große Beachtung. Interesse verdient das durch den Fund dokumentierte Nebeneinander von preußische und sächsische Münzen in der damals zu Brandenburg-Preußen gehörenden Stadt Cottbus. Ihre Bürger hatten große Not, mit den Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), eines verheerenden Stadtbrandes im Jahr 1671 sowie mit Durchzügen und Einquartierungen im Siebenjährigen Krieg fertig zu werden. Da feindlichen Truppen große Kontributionen gezahlt werden mussten, verschuldete sich die Stadt auf lange Zeit.
Als der Fund im Mai 2011 in Cottbus vorgestellt wurde, waren die ersten zehn Münzen restauriert. Wie Brandenburgs Landesarchäologe Franz Schopper betonte, unterstreiche der Fund einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Archäologen bei Erdarbeiten und der Verlegung von Trassen immer zur Stelle sind. Vor einer genauen numismatischen Bestimmung und wissenschaftlichen Bearbeitung des Cottbuser Fundes seien weitere restauratorische Arbeiten nötig. Für die dazu erforderliche Summe von etwa 4000 Euro hofft Schopper auf Unterstützung durch Sponsoren oder Spender. Helmut Caspar