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Für Numismatiker, Sammler und Händler

06.08.2013

Jahrestagung des Verbands der deutschen Münzenhändler in Solingen

Hervorragend von den Händlerkollegen in Nordrhein-Westfalen organisiert und von einem interessanten Rahmenprogramm begleitet

Am 14. Juni 2014 fand die Jahrestagung des Verbands der deutschen Münzenhändler (VddM) im Deutschen Klingenmuseum Solingen-Gräfrath statt. Christoph Raab, der Präsident des VddM, dankte zu Beginn den Veranstaltern für ihr Engagement und wies auf die Vorteile der ab 1. Januar 2014 geltenden und gegenüber früheren Ausgaben verbesserten Goldmünzenliste des Bundesministeriums der Finanzen hin. Sie befreit Goldmünzen der deutschen Kaiserzeit komplett von der Mehrwertsteuer und kommt damit den Interessen des Münzhandels und seiner Kunden entgegen. Christoph Raab, Ulrich Künker, der 2. Vorsitzende des Verbandes, und weitere Tagungsteilnehmer erörterten die Probleme, die sich für den Münzhandel aus einer neuen EU-Richtlinie zum Kulturgutschutz ergeben. Sie sieht bei der Einstufung von Münzen und Medaillen als Kulturgut keine Kategorisierung mehr vor und verzichtet auch auf alle bisher geltende Preisgrenzen. Die Rückforderung von Objekten, die als Kulturgut eingestuft sind, durch den Staat sowie die Pflicht zur Beweisumkehr durch die Münzhändler hinsichtlich der Herkunft der Stücke und weitere Einschränkungen stellen nach Meinung des Verbandes eine unverhältnismäßige Belastung dar. Die Tagungsteilnehmer waren sich darin einig, die zuständigen Gremien in Brüssel und Berlin sollten erkennen, dass sich der Münzhandel nicht mit schützenswerten Kulturgütern von nationalem und internationalem Rang befasst, sondern mit seriell und oft in größeren Stückzahlen angebotenen Objekten, die keinen Restriktionen wie berühmte und einmalige Werke etwa der bildenden Kunst unterliegen dürfen. Der Verband der deutschen Münzenhändler will ein Kompetenzzentrum zum Thema Kulturgutschutz einrichten und sich dazu mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters sowie Abgeordneten in Verbindung setzen. Außerdem denkt er daran, beim EuGH in Luxemburg einen Musterprozess vorzubereiten. Ein anderes vom VddM in München geführtes Verfahren ergab, dass Münzen nur unter bestimmten Voraussetzungen unter den Kulturgüterschutz, aber nicht generell fallen.

Im Namen der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (NK) dankte deren Vorsitzender Dietrich Klose dem VddM für vielfältige Unterstützung. Auf ihrer jüngsten Tagung in Bremen hat die NK ihre Reihen durch Umwandlung nicht stimmberechtigter Mitgliedschaften in ordentliche Mitgliedschaften erweitert und gestärkt. Der VddM ist jetzt in der NK durch die Frankfurter Münzhändler Christoph Raab und Christian Stoess vertreten. Zu den aktuellen Vorhaben der NK gehören die Förderung des numismatischen Nachwuchses durch Gewährung von Stipendien sowie die weitere Erforschung der modernen Medaillenkunst im Rahmen der Gitta-Kastner-Stiftung. Die Kommission will laut Klose ihre Internetpräsenz verbessern und baut ihren digitalen Fundkatalog aus. Im Druck ist eine vierbändige Edition der deutschen Münzen in den ausländischen Funden des 10./11. Jahrhunderts in den Siedlungsgebieten der Wikinger und Slawen rund um die Ostsee. Auch die Deutsche Numismatische Gesellschaft (DNG) will als Dachorganisation der vielen Münzvereine nach Worten ihres Präsidenten Kristian Nicol Worbs ihren Internetauftritt ausbauen und arbeitet jetzt als Vollmitglied in der Numismatischen Kommission mit. Dort will sie die Belange der Münzsammler vertreten und die Verbindung zwischen ihnen und der wissenschaftlichen Numismatik stärken. Gedacht wird auch daran, den Vertrieb des Numismatischen Nachrichtenblatts über den Münzhandel auszubauen.

Die auf dem Gebiet der Numismatik tätige Publizistin Ursula Kampmann legte den Münzhändler ihr Projekt "Numismatische Enzyklopädie" ans Herz. Viermal im Jahr sollen vor allem für Sammler bestimmte und nur über den Münzhandel verbreitete Hefte zu bestimmten Themen von der Antike bis zur Gegenwart herausgebracht werden, beginnend mit Münzen der deutschen Kaiserzeit. Von der Edition verspricht sich die Herausgeberin eine Vertiefung der Bindungen zwischen den Münzhändler und ihren Kunden und einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn für alle Beteiligte. Auch sollen die Hefte online verfügbar gemacht werden. Als weiterer Gast der Tagung sprach der vereidigte Münzsachverständige Arne Kirsch über das nach wie vor aktuelle Thema der Münzfälschungen und erwähnte dabei ausgeklügelte Methoden zur Beantwortung der Frage "Echt oder falsch"?. Er plädierte für einen verstärkten nationalen und internationalen Informationsaustausch zwischen den betroffenen Institutionen über auftauchende, aber auch ältere Fälschungen. Wichtig sei die verstärkte Nutzung zweifelsfreier Originale in den Münzkabinetten als Vergleichsstücke sowie die Einbeziehung der Sammler, die häufig über ein hervorragendes Spezialwissen verfügen, das nicht weiter brach liegen sollte. Die nächste Jahrestagung wird im Juni 2015 im Glottertal bei Freiburg i. B. stattfinden.

Die Münzhändler und ihre Familienmitglieder hatten Gelegenheit, im Rahmen einer Exkursion Wuppertal und seine Schwebebahn sowie Schloss Burg in der Klingenstadt Solingen, die "Herzkammer der Bergischen Landes", kennenzulernen. Der Bau war Sitz der Grafen und Herzöge von Berg von 1133 bis 1408, als die Regierung nach Düsseldorf wechselte, blieb aber Jagd- und Lustschloss, bis es am Ende des Dreißigjährigen Krieges niedergebrannt wurde. Ende 19. Jahrhundert wurde das Schloss wieder aufgebaut und brannte 1920 nochmals ab. Im Bergischen Museum auf Schloss Burg konnten die Tagungsteilnehmer einen Blick auf die lange und bewegte Geschichte und Kultur der Region werfen. Besondere Aufmerksamkeit fand dabei die Münzausstellung mit Prägungen - darunter mehrere Münzfunde sowie Medaillen auf die Vereinigungen von Pfalz-Neuburg bis zum Haus Habsburg - von Berg, Cleve und Jülich und weiteren Territorien vom Mittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert. Nach schweren Verlusten durch einen Brand 1920 befindet sich das Münzkabinett jetzt wieder im Aufbau. In einer Neukonzeption des Museums soll versucht werden, die komplizierte Genealogie der bergischen Herrscher, die Währungsverhältnisse und Münzprägetechnik bis in die frühe Neuzeit darzustellen. Mit einer kleinen Sammlung Münzwaagen ist der Anfang gemacht. Verbandspräsident Christoph Raab überreichte als Aufmunterung und Anerkennung ein Rechenbrett für Rechenpfennige aus dem 18. Jahrhundert. Das im Solinger Ortsteil Gräfrath befindliche, in einem ehemaligen Damenstift untergebrachte Deutsche Klingenmuseum wurde während der Tagungspausen und bei einer speziellen Führung besichtigt. Helmut Caspar