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Für Numismatiker, Sammler und Händler

10.07.2018

Bericht zum Rahmenprogramm der Verbandstagung 2018 des VdDM e.V.

Der Verband der deutschen Münzenhändler wählt als Tagungsorte nach Möglichkeit Städte aus, in denen es eine Münzprägung gegeben hat. Lübeck, die Königin der Hanse, kann da auf eine sehr lange und stolze Tradition verweisen. Während Lübeck bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche Münzen mit dem Johannes dem Täufer und dem kaiserlichen Doppeladler prägte, verzichtete die Stadt im 19. Jahrhundert auf eigene Münzen und ließ erst ab 1901 in Berlin wieder Gold- und Silbermünzen herstellen. Beim Besuch des altehrwürdigen Rathauses, beim Rundgang durch die Freie und Hansestadt sowie einer Schifffahrt über die Trave war ausführlich vom Auf und Ab in ihrer Geschichte die Rede. Die Gäste erfuhren, dass das auf Zwei-Euro-Münzen von 2006 abgebildete Holstentor im 19. Jahrhundert fast abgerissen wurde, weil man damals noch nicht die eigenen Bau- und Kunstdenkmale so schätzte wie man es heute tut. Wer durch Lübeck geht, begegnet einem Konglomerat von prachtvollen historischen sowie modernen, manchmal ausgesprochen hässlichen Bauten aus der Nachkriegszeit, als die 1942 durch einen verheerenden Bombenangriff schwer zerstörte Stadt wieder aufgebaut wurde.

Ein Highlight beim Stadtrundgang war ein Halt vor dem Buddenbrook-Haus in der Mengstraße, wo an Thomas Mann, den Autor des 1929 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten Romans "Buddenbrooks. Der Verfall einer Familie" und seinen Bruder Heinrich Mann erinnert wird. Thomas Mann hat auf geniale Weise den sich über vier Generationen hinziehenden Niedergang einer Kaufmannsfamilie in seiner Heimatstadt Lübeck beschrieben. Das trug ihm Ruhm ein, aber auch heftige Ablehnung in der eigenen Familie und weiteren führenden Kreisen der so stolzen Stadt ein, die sich durch die Charakterisierung der handelnden Personen diskriminiert fühlten. In dem Roman schwinden Wohlstand, Reputation und gesellschaftliche Rolle des Stadtstaates und seiner Bewohner immer mehr. Was das Auf und Ab in der Lübecker Wirtschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts betrifft, ja auch wie man in der Hansestadt Geld verdiente und es oft für riskante Geschäfte wieder verlor, ist bis heute lesenswert. Ohne Zweifel haben die Teilnehmer und Gäste der Tagung in der zum UNESCO-Weltkulturerbe stehenden Stadt wieder einiges gelernt, und so wird es sicher auch im nächsten Jahr beim Treffen in der alten Reichsstadt Regensburg, die wie Lübeck ebenfalls auf eine reiche Münzgeschichte zurück blickt.  Helmut Caspar

Mit nur einer Stimme im Senat wurde im 19. Jahrhundert der Abriss des Holstentors verhindert.