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Für Numismatiker, Sammler und Händler

19.12.2008

Sammeln von Münzen fördert Bildung und Kultur

Gemeinsame Erklärung von Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst (DGMk) e. V., Deutsche Numismatische Gesellschaft (DNG) e. V., Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte (GIG) e.V., Numismatische Kommission der Länder der Bundesrepublik e.V., Verband der Deutschen Münzenhändler (VDDM) e.V.

Das Sammeln von Münzen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Schon der bekannte italienische Dichter Francesco Petrarca (1304-1374) ließ sich von toskanischen Bauern immer wieder römische Münzen vorlegen, die diese bei der Feldarbeit entdeckten, und erklärte sie ihnen.

In Deutschland hat sich bereits vor über 500 Jahren eine bis heute ungebrochene Tradition der Beschäftigung mit Münzen und Medaillen entwickelt, die nicht nur von ausgewiesenen Wissenschaftlern, sondern vor allem auch von Laien getragen wurde und wird. So hat es z.B. Philipp Melanchthon als ein "wunderbares Vergnügen" empfunden, "eine so verzweifelte Angelegenheit zu erforschen". In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts konnte Hubert Goltz neben 380 italienischen und 200 französischen bereits von 175 deutschen Münzsammlungen berichten. Das Sammeln von Münzen ist eine in ganz Europa über lange Zeit tradierte und schützenswerte Tätigkeit. Sie dokumentiert und fördert ein allgemeines Interesse an kulturhistorischen Hinterlassenschaften, das auch eine Voraussetzung jeglicher staatlich finanzierter Bodendenkmalpflege ist.

Aus privaten Sammlungen sind in ganz Europa eine Vielzahl von numismatischen Museen erwachsen, privates Engagement hat für die wissenschaftliche Numismatik immer wieder entscheidende Impulse und damit auch neue Erkenntnisse für die verschiedensten historischen Wissenschaften erbracht.

Mit Sorge erfüllt uns eine in jüngster Zeit einsetzende und sich ausbreitende Entwicklung, bei der das Sammeln von Münzen, vor allem von antiken und mittelalterlichen, als kriminelle Tat hingestellt wird - unter dem nicht zu rechtfertigenden Vorwurf, sie seien Ergebnis und Ursache illegaler Ausräumung archäologischer Stätten in aller Welt. Hausdurchsuchungen werden von der Kriminalpolizei durchgeführt, Sammlungen beschlagnahmt, Anzeigen wegen Hehlerei erstattet. Es wird von einem verminderten strafrechtlichen Bewusstsein bei Münzsammlern gesprochen. Zu den Münzsammlern gehören nicht nur Privatpersonen, sondern auch eine Vielzahl von der öffentlichen Hand getragener Museen.

Wir können und wollen nicht zulassen, dass der Münzenhandel und die Sammlerschaft kriminalisiert werden und geben deshalb folgende Erklärung ab:

  • 1.) Das Sammeln antiker, mittelalterlicher und neuzeitlicher Münzen und Medaillen sowie von Papiergeld ist nicht strafwürdig. Ein Herkunftsnachweis für die einzelne Münze ist nicht vorgeschrieben. Dennoch fordern wir unsere Sammler auf, mehr als bisher die Herkunft ihrer Münzen zu dokumentieren, auch wenn sie diese bei Sammlerbörsen oder an anderer Stelle erworben haben bzw. erwerben.
  • 2.) Wir unterstützen den Schutz archäologisch bzw. historisch wertvoller Münzfunde, da sie einen mehrfachen Quellenwert besitzen, auch unabhängig von der finanziellen Bewertung der einzelnen Münze durch den Markt.
  • 3.) Wir missbilligen jeglichen Raub von schützenswertem Kulturgut, verlangen dagegen, dass Sammler, die in gutem Glauben bei einer Internetplattform oder an anderer Stelle Münzen, Medaillen oder Geldscheine ohne den Vorsatz, sich geschütztes Kulturgut aneignen zu wollen, erworben haben, nicht wegen Hehlerei angezeigt werden. Eine totale Beschlagnahme ihrer Sammlungen muss unterbleiben. Wir missbilligen das Vorgehen von Polizei und Staatsanwaltschaft, bei dem Hausdurchsuchungen durchgeführt und Münzsammlungen pauschal beschlagnahmt werden.
  • 4.) Schätzungen von beschlagnahmten Münzen sollten von Fachleuten vorgenommen werden, damit grobe Fehleinschätzungen, die zulasten des Sammlers gehen, unterbleiben. Hierfür müssen vereidigte Sachverständige hinzugezogen werden. Wir fordern die Staatsanwaltschaft auf, unverdächtige Münzen unverzüglich an die Sammler zurückzugeben.

Wer Münzen, Medaillen oder Geldscheine sammelt, schadet unserer Kultur nicht, im Gegenteil: diese Tätigkeit schützt und fördert Bildung und Kultur in gleicher Weise. Denn Sammeln heißt bewahren und erforschen.

Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e.V.
Ulf Dräger, Vorsitzender
Deutsche Numismatische Gesellschaft e. V.
Dr. Helmut Schubert, Präsident
Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte e.V.
Christian Stoeß M.A., Präsident
Numismatische Kommission der Länder der Bundesrepublik Deutschland.
Dr. Reiner Cunz, 1. Vorsitzender
Verband der Deutschen Münzenhändler e. V.
Stefan Sonntag, Präsident
V. i. S. d. P.: Dr. Helmut Schubert, Kurfürstenstraße 21, 60486 Frankfurt am Main