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08.06.2012

Nachwuchsförderung in der Geldfabrik

Staatliche Münze prägt Rote-Kreuz-Ausgabe und plant eine Kennedy-Medaille mit der Aufschrift "Ich bin ein Berliner"

Positiv und voller Pläne für die kommenden Jahre schaut Andreas Schikora, der Direktor der Staatlichen Münze Berlin, in die Zukunft. Die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen sei in der Bundesrepublik Deutschland im Unterschied zu anderen Ländern des Euro-Verbundes kein Thema. Das sei eine gute Nachricht, denn so seien weiterhin Arbeitsplätze in der Berliner Geldfabrik gesichert, und es sei sogar noch an Expansion gedacht, sagte Schikora. "Großen Wert legen wir auf die Nachwuchsförderung. Wir suchen junge Künstlerinnen und Künstler, die in der Lage sind, Porträts, Gebäudedarstellungen und andere Motive so zu gestalten, dass sie sich für die Herstellung von Kurs- und Gedenkmünzen eignen", beschreibt der Leiter des Traditionsbetriebs eine wichtige Seite seiner Tagesarbeit. Aus der Reihe der Nachwuchsdesigner komme die Berlinerin Elena Gerber, die im künstlerischen Wettbewerb für eine neue Zehn-Euro-Münze zum fünfzigjährigen Bestehen der Welthungerhilfe erfolgreich war. Demnächst werde über Vorschläge für eine weitere Münze dieser Art anlässlich der Gründung des Roten Kreuzes vor 150 Jahren entschieden. Dieses Geldstück soll in der Silber- und Kupfernickel-Version dann wieder in der Staatlichen Münze Berlin geprägt und 2013 ausgegeben werden. "Wir haben drei fest angestellte Graveure und bilden wir drei weitere aus, und sicher werden auch sie sich eines Tages an den Wettbewerben für deutsche Münzen beteiligen. Außerdem arbeiten wir mit externen Künstlern zusammen", beschreibt Schikora den Kreis derer, aus denen die Münzanstalt ihre Ideen und Vorlagen bekommt. "Alle eingereichten Modelle für Münzen und Medaillen müssen bestimmten inhaltlichen, aber auch technischen Vorgaben entsprechen. Die schönsten Ideen haben keine Chance, wenn sie die technischen Parameter nicht erfüllen und falsche Reliefhöhen und freibleibende Flächen eine korrekte Ausprägung erschweren, ja unmöglich machen".
Aktuell beteiligen sich an der Berliner Münze zwölf Nachwuchskünstler an einem Wettbewerb für eine Medaille, die anlässlich der bevorstehenden Fünfhundertjahrfeier der Lutherschen Reformation in der Berliner Münze geprägt werden soll. Andreas Schikora geht davon aus, dass zum Jubiläum 2017 eine Zehn-Euro-Münze erscheinen wird, die den berühmten Thesenanschlag Luthers an die Wittenberger Schlosskirche thematisiert. Für 2013 plant die Staatliche Münze Berlin eine Medaille, die an die stürmisch bejubelte Rede des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy am 26. Juni 1963 vor dem Schöneberger Rathaus mit dem Bekenntnis "Ich bin ein Berliner" erinnern soll. Sammler sowie Verehrer des noch im gleichen Jahr in Dallas ermordeten Politikers können diese Prägung dann im betriebseigenen Verkaufsladen an der Ollenhauerstraße 97 im Bezirk Reinickendorf zusammen mit weiteren Medaillen erwerben. Die Herstellung solcher Erinnerungsstücke ist laut Schikora ein wichtiges, viele Arbeitsplätze erhaltendes Segment, das auch besonders gekennzeichnete Nachprägungen teurer Münzen und Medaillen umfasst.
Über die auch in den Medien diskutierten Pläne für die Abschaffung der Zwei- und Ein-Cent-Münzen sagte Schikora nur so viel, dass die beteiligten Staaten vom EU-Parlament beauftragt wurden zu prüfen, ob dafür Bedarf besteht oder nicht. Während Finnland, die Niederlande und vielleicht auch andere Länder auf sie verzichten, bleibt man hierzulande bei ihnen. Im Übrigen hatte die Bundesrepublik Deutschland in den 1990-er Jahren eine Fünf-Euro-Münze analog zum guten alten Fünf-Mark-Stück angestrebt. Doch kam sie damit nicht durch, so der Plan einiger südeuropäischer Staaten nicht gelang, Ein- und Zwei-Euro-Scheine herauszugeben. Helmut Caspar