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Für Numismatiker, Sammler und Händler

23.11.2010

Münzen und Medaillen von Gerhard Rommel katalogisiert

Das numismatische Erbe der DDR wird nach und nach aufgearbeitet. Kataloge und Bücher über Münzen und Medaillen des zweiten deutschen Staates sind bereits erschienen, und es gibt Zeitschriftenartikel über Gepräge, die aus den unterschiedlichen Gründen nicht ausgegeben, sondern nur in Form von Entwürfen und vielleicht auch wenigen Probeabschlägen existieren. Der Berliner Sammler Arist Engler hat sich der Mühe unterzogen, die etwa 3400 Medaillen, Abzeichen, Auszeichnungen und Ehrengaben des Kulturbundes zu katalogisieren, jener am 3. Juli 1945 gegründeten Massenorganisation, unter deren Dach sich Sammler von Briefmarken, Münzen und Medaillen, aber auch zahlreiche andere Hobbyisten und Heimatfreunde versammelt und ein reiches Vereinsleben entfaltet haben. Viele Fachgruppen ließen anlässlich von Ausstellungen und Jubiläen Medaillen prägen oder verliehen solche als Preise und an langjährige Mitglieder. Engler hat in jahrelanger Arbeit etwa 3000 meist geprägte Medaillen zusammengetragen und sie in einem umfangreichen Katalog mit all ihren Metall- und Gestaltungsvarianten, Auflagezahlen usw. verzeichnet. Die ersten beiden Bände sind im Eigenverlag erschienen und können beim Verfasser bezogen werden (e-Mail-Adresse Arist.Engler@gmx.de). Zwei weitere Bände werden erwartet. Insgesamt wird dann das Werk etwa 1100 Seiten umfassen.
Damit nicht genug hat Arist Engler in einem 330 Seiten starken Katalog die Medaillen, Plaketten und Münzen erfasst, die der Berliner Bildhauer Gerhard Rommel (geb. 10. Februar 1934) seit 1963 geschaffen hat. Er ist uns durch 20 Kurs- und Gedenkmünzen der DDR bestens bekannt, doch dass er außer diesen noch 450 Medaillen entworfen hat, weiß kaum jemand. In dem Katalog "GeldKunst - KunstGeld - Deutsche Gedenkmünzen seit 1949 Gestaltung und Gestalter", hrsg. von Gerd Dethlefs und Wolfgang Steguweit, Osnabrück 2005, dem Buch "Die Gedenkmünzen der DDR und ihre Schöpfer", Frankfurt am Main 2000 und in anderen Publikationen wurden Rommel und weitere Gestalter von Münzen und Medaillen gewürdigt.
Jetzt aber liegt ein dem Künstler gewidmeter durchgängig illustrierter Katalog vor, für den Rommel alle erdenklichen Informationen zur Verfügung gestellt hat. Er beginnt im Jahr 1963 mit der Reliefplatte einer Sportlergruppe und reicht bis zum Jahr 2010. Erfasst sind 21 Gedenkmünzen sowie 450 Medaillen, darunter etwa einhundert Medaillen zur Erinnerung an Maler sowie 30 weitere, die Bildhauer, also Kollegen von Rommel, ehren. Darüber hinaus erfasst der Katalog Arbeiten mit Porträts von Literaten, Wissenschaftlern und anderen Personen, davon sind zehn Nobelpreisträger. Fast alle Medaillen wurden in der renommierten Kunstgießerei Seiler in Schöneiche bei Berlin in kleiner Stückzahl gegossen.
Der Verfasser geht in dem Buch der Frage nach, welche tragbaren Auszeichnungsmedaillen der DDR von Gerhard Rommel geschaffen wurden. Das wird Faleristen, also diejenigen interessieren, die sich mit Orden und andere Auszeichnungen beschäftigen. "Auch Kenner dieses Gebiets haben mir zum Beispiel zu den zehn Auszeichnungsmedaillen der Akademie der Wissenschaften Berlin, darunter solche mit Bildnissen von Georg Friedrich Hegel, Robert Koch, Ernst von Laue und Leonhard Euler, keine umfassenden Auskünfte über Auflagenhöhen und Verleihungsmodalitäten geben können, denn die Prägestücke sind nicht signiert, und in den einschlägigen Katalogen fehlen entsprechende Angaben. Mit Rommels Hilfe konnte aber die Urheberschaft von mehreren Medaillen dieser Art geklärt werden", sagt Engler. Von den Medaillen der Akademie der Wissenschaften der DDR mit einem Durchmesser von jeweils 26 mm gibt es zehn Stück und zwar: Carl Achard, Leonhard Euler, Walter Friedrich, Georg Friedrich Hegel, Robert Koch, Werner Krauß, Max von Laue, Gottfried Wilhelm Leibnitz, Johannes Stroux und Jacobus Menricus van 't Hoff. Mit Ausnahme der Leibnitzmedaille haben alle anderen die abgebildete Anstecknadel. Für die Bildseiten hat Gerhard Rommel die Gipsmodelle gefertigt, nach denen die Medaillen dann in der Berliner Münze gefertigt wurden. Die Medaillen wurden ab 1981 verliehen. Anfragen bei der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg bezüglich Auflagenhöhen und Auszeichnungsmodalitäten blieben erfolglos. In dem Buch von Hein Heikenroth "Die Berliner Akademie der Wissenschaften und ihre Auszeichnungen 1946-2006" sind die Auszeichnungen zwar registriert und abgebildet, doch Hinweise auf den Künstler, der sie entworfen hat fehlen.
Bisher existiert der Rommel-Katalog nur als gedrucktes Manuskript in ganz kleiner Auflage. Der Verfasser hofft, dass er vielleicht mit Hilfe der Deutschen Numismatischen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst einen Verlag findet, der ihn in größerer Auflage heraus bringt. Mit seinem Buch möchte Engler auch anderen Schöpfern von Münzen und Medaillen Mut machen, ihr eigenes Oeuvre aufzuarbeiten und zu publizieren. Damit könnte vieles vor dem Vergessen bewahrt werden. "Wir sind alle sterblich, und wenn wir einmal nicht mehr da sind, ist vieles an Wissenswertem verloren. Solange die Künstler aber leben, sollten sie ihr Wissen und die Umstände der Entstehung ihrer Werke aufschreiben und an andere weiter geben", sagt Engler. Er sei Gerhard Rommel dankbar, dass mit seiner Unterstützung der Münzen- und Medaillen-Katalog entstehen konnte und freue sich auf weitere gedeihliche Zusammenarbeit etwa bei der Erfassung weiterer Werke dieses Künstlers. Helmut Caspar