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19.11.2012

Mit sieben Zwergen

Die zweite Folge der deutschen Märchenserie 2013 zeigt ein Motiv aus Schneewittchen

Nach dem Zehn-Euro-Stück von 2012 zur Erinnerung an die Sprachforscher und Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm wird 2013 die Reihe mit einem Motiv aus dem Märchen "Schneewittchen" fortgesetzt. Aus dem künstlerischen Wettbewerb ging der Berliner Bastian Prillwitz siegreich hervor. Er schildert den Schönheitswettbewerb zwischen der neiderfüllten Königin und der Prinzessin, die im Wald bei den sieben Zwergen Unterschlupf fand und dort einem Mordanschlag erliegt. Der Entwurf verfalle nicht in Klischees, sondern lasse Spielraum für eigene Interpretationen zu, stellt die Jury fest. Durch Verwendung der populären Elemente Spiegel, Apfel und Zwerge sei das Märchen eindeutig zu identifizieren. "Die künstlerische Gestaltung ist klar in der Komposition der einzelnen Bildelemente und überzeugt durch differenzierte plastische Ausarbeitung der Reliefs. Die Korrespondenz zwischen Bild- und Wertseite ist durch den im Adler wiederkehrenden Umriss des Spiegelrahmens gegeben." Insgesamt sei der Entwurf frisch und unkonventionell und habe die Jury am meisten überzeugt. Spiegel, Krone, der vergiftete Apfel, die sieben Zwerge und Berge, der Glassarg mit der vergifteten Prinzessin und andere aus dem von den Brüdern Grimm aufgezeichneten Märchen sind auf weiteren Entwürfen zu erkennen, doch fand das Preisgericht, dass sie den eindeutigen Erkennungswert des Modells von Prillwitz nicht besitzen.
Für die Ausgabe durch die Welt der Märchen gab es 2012 einen Anlass, denn zu Weihnachten 1812 kam der erste Band der von den Brüdern Grimm gesammelten "Kinder und Hausmärchen" heraus. Wie von Berthold Friemel von der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel der Humboldt-Universität zu Berlin zu erfahren ist, hat sich diese erste Ausgabe nur langsam verkauft, so dass erst 1819 eine zweite Ausgabe möglich war. Doch langsam stellte sich der Erfolg ein, so dass eine illustrierte Auswahl von 50 Märchen gedruckt werden konnte. Sie würdigt mit einem Porträt die für die Grimms so wichtige Märchenerzählerin und Obst- und Gemüsehändlerin Dorothea Viehmann dort, wo man sonst bekannte Künstler, Gelehrte und andere Prominente den Lesern mit einem Bildnis ehrte. Die 1837 aus Göttingen verwiesenen und danach in Kassel beziehungsweise in Berlin lebenden Wilhelm und Jacob Grimm konnten bis zu ihrem Tod 1859 und 1863 sieben Auflagen der Großen und zehn Auflagen von der Kleinen Märchenausgabe vorlegen, außerdem durften sie erleben, dass ihre Sammlung in die wichtigsten europäischen Sprachen übersetzt wurde und in Europa, aber auch in Amerika großen Anklang fand. Allerdings hat man im Ausland manches geglättet und den dort herrschenden Mentalitäten angepasst, wie Friemel betont. Nach 1945 eroberten Grimms Hausmärchen auch Asien, und so kommt es, dass sie dort das am meisten verbreitete Buch deutscher Sprache sind.
Die Grimm-Münzen mit der Randschrift UND WENN SIE NICHT GESTORBEN SIND (2012) beziehungsweise SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND (2013) werden in den kommen Jahren fortgesetzt. Die Motive von 2014 und danach sind allerdings noch nicht bekannt. Wer sich auf diesen Teil unseres kulturellen und literarischen Erbes konzentriert, wird wissen, dass bereits 1986 in der DDR eine von Sneschana Russewa-Hoyer und Heinz Hoyer entworfene Zwanzig-Mark-Münze mit dem gestiefelten Kater geprägt wurde. Sie gehört ohne Zweifel zu den schönsten Gedenktücken des 1990 untergegangenen zweiten deutschen Staates.
Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass sich in der Fülle der französischen Euro-Münzen auch solche mit internationalen Märchenmotiven wie Aschenbrödel, Schneewittchen, Dornröschen, Hänsel und Gretel, Pinocchio, Alice im Wunderland, Peter Pan, Aladin und die Wunderlampe finden lassen, ergänzt durch Bilder aus der japanischen Katzenserie Hello Kitty sowie mit solchen aus Fabeln von Lafontaine, aus der Geschichte vom kleinen Prinzen, und den Comicserien Tim und Struppi sowie Asterix der Gallier. Sie und weitere märchenhafte Münzen zusammenzubekommen und an die Seite der Grimm-Ausgaben zu legen, dürfte hartnäckigen Spezialsammlern eigentlich nicht schwer fallen. Helmut Caspar