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25.01.2011

Kronen, Zepter und Münzhumpen

Das Kurfürstentum Brandenburg und das preußische Königreich gehörten nicht zu den besonders begüterten Monarchien. Wegen des vielen unfruchtbaren Erdreichs verspottete man das Land als "märkische Streusandbüchse". Das tat den Herrschern weh, und sie taten alles, um im Konzert der deutschen und europäischen Fürstentümer einen angesehenen Part zu spielen. Das geschah durch Botschaften aller Art. Prunkvolle Schlösser und große Kirchen gehörten ebenso dazu wie eine furchterregende Armee und ein luxuriöses Hofleben. Es ließ sich aber auch durch goldenes und silbernes Tafelgeschirr und brillantbesetzten Tabaksdosen auftrumpfen. Eine neue Dauerausstellung im Berliner Schloss Charlottenburg präsentiert Stücke aus dem hohenzollernschen Kronschatz sowie Tafelaufsätze und Geschirre aus Silber und Porzellan, die zu feierlichen Anlässen der staunenden Welt vorgeführt wurden. Münzfreunde werden sich freuen, in der Ausstellung schwere Silberhumpen zu sehen, die über und über mit Talern und Medaillen besetzt sind. Diese Mode kam in der Barockzeit auf und war auch am preußischen Hof besonders en vogue. Die Gefäße wurden den Hohenzollern anlässlich von Huldigungen oder zu Geburtstagen geschenkt, oder sie wurden vom Herrscherhaus in Auftrag gegeben. Viele Stücke in der Ausstellung wie die aus zwei Kronen, dem Zepter, dem Reichsschwert und anderen Teilen bestehenden Krönungsinsignien von 1701, die brillantbesetzten Tabaksdosen Friedrichs des Großen und einige Münzhumpen blieben nach dem Ersten Weltkrieg im Besitz des vormals regierenden Hauses Hohenzollern und werden als dessen Leihgaben präsentiert.
Der Kronschatz des bis 1918 regierenden Hauses Hohenzollern, ferner Prunkgeschirr aus Silber, das man manchmal innen vergoldete, sowie Erzeugnisse der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin waren seit 2009 im Schloss Oranienburg und an anderen Orten zu sehen. Die Auslagerung war nötig, weil der Flügel des Charlottenburger Schlosses, in dem die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ihre Preziosen zeigte, saniert werden musste. Nach dem Umbau werden jetzt 600 Exponate auf dreihundert Quadratmetern großzügiger präsentiert und besser ausgeleuchtet als früher.
Wenn einmal Not am Manne war und sich die Monarchie im Krieg befand, wurden die Silberarbeiten eingeschmolzen. Das tat man ohne Gewissensbisse, weil man an den Gefäßen vor allem das Edelmetall schätzte. Im Dreißigjährigen Krieg und in den Schlesischen Kriegen während des 17. und 18. Jahrhunderts, aber auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Preußen einen Krieg gegen Frankreich verloren hatte und hohe Kontributionen an den siegreichen Kaiser Napoleon I. zahlen musste, erlitten viele silberne Kostbarkeiten den Tod im Tiegel, wurden also eingeschmolzen und in klingende Münze verwandelt. Auch das Königshaus erlegte sich ein strenges Sparprogramm auf und ließ bis auf wenige Ausnahmen sein Silber- und Goldservice einschmelzen. Nachdem man das Volk aufgerufen hatte, Gold und Silber zu spenden, war es König seinen Untertanen schuldig, ebenfalls seine Kostbarkeiten auf den Altar des Vaterlandes zu legen, wie man damals sagte. So kam es, dass die Preziosen bis auf Reste eingeschmolzen wurden. Manchmal gelang es, das eine oder andere Stück vor der Vernichtung zu bewahren. Zur Freude der Besucher sind sie nun zu sehen. Das Schloss Charlottenburg täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet ab 1. Januar 2011 12 und 7 Euro. Der reich illustrierte Katalog erschien im Deutschen Kunstverlag Berlin und München, hat 128 Seiten und kostet 19,90 Euro (ISBN 978-3-422-07050-9). Helmut Caspar