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02.12.2015

Interimtaler und andere Silbermünzen in Langensalza und Lübeck entdeckt

In der Langen Brüderstraße zu Langensalza wurden in einer Ausfachung über der Tür ein aus 440 Silbermünzen aus dem 15. bis Ende des 17. Jahrhundert bestehender Schatz gefunden

Die Stücke fielen dem Mitarbeiter einer mit der Sanierung des Fachwerkhauses beauftragten Baufirma buchstäblich vor die Füße, schreibt die Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" (AiD, Heft 5-2015). Der 1388 Gramm schwere Hort besteht im wesentlichen aus kursächsischen Zinsgroschen und einigen Schreckenbergern aus den Jahren 1496 bis 1527. Ihnen stehen acht Taler gegenüber, und zwar zwei Joachimsthaler, nach denen die ganze Gattung benannt wurde, zwei sächsische Guldengroschen, zwei Mansfelder Taler, zwei niederländische Taler sowie ein Magdeburger Taler auf das Augsburger Interim, der 1548 bis 1551 geprägt wurde. Die Zusammensetzung des Fundes erinnert an die Zeit der Reformation, die an der thüringischen Stadt nicht spurlos vorbeigegangen ist. Warum der frühere Hausbesitzer ausgerechnet diese Spottmünze beiseite gelegt hat, kann nicht gesagt werden, wohl aber dass mehrere Generationen an der Thesaurierung beteiligt waren. Die Namen der handelnden Personen sind nicht bekannt, wer die Hauseigentümer waren, lässt sich nur bis zum frühen 19. Jahrhundert zurückverfolgen.

Magdeburg hat im Verlauf des 17. Jahrhunderts verschiedene Gedenk- oder Schaumünzen geprägt, um seine ruhmvolle Vergangenheit herauszustreichen und seinen Anspruch auf die Reichsfreiheit zu untermauern. Zugleich unterstrich die Stadt ihre Treue zur Lutherschen Lehre. Der in verschiedenen Varianten geprägte Interimtaler von 1549 greift mit dem Spruch PACKE DI SATHAN DV INTERIM das Augsburger Interim an. Die "Zwischenzeit" genannte Verordnung wird durch ein dreiköpfiges Ungeheuer, den Satan, symbolisiert, das vergeblich gegen Jesus Christus anzukämpfen versucht. Die Taufe des Heilands auf der Rückseite wird von einem plattdeutsch formulierten Spruch DIT IS MIN LEVE SON DEN S GI HO umschlossen. Kaiser Karl V. hatte nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund (1547) versucht, seine gegen das Lutheranertum gerichteten religionspolitischen Ziele durchzusetzen. Das Augsburger Interim wurde von protestantischer Seite abgelehnt, wobei sich das protestantische Magdeburg durch besondere Strenge hervortat. Doch auch die Katholiken waren mit der Verordnung unzufrieden. Lange konnte sich der Kaiser seines Sieges nicht erfreuen, denn schon 1552 musste er nach einem Aufstand protestantischer Fürsten das Interim zurücknehmen und die konfessionelle Spaltung des römisch-deutschen Reiches akzeptieren. Der Münzschatz wird im Haus Rosenthal Bad Langensalza ausgestellt, soll aber auch virtuell unter www.kenom.de gezeigt werden, einem von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderten virtuellen Münzkabinett mit Sitz in Göttingen, in dem man nach Herzenslust und ohne Zeitbegrenzung nach alten und neuen Münzen und Medaillen sowie Geldscheinen und anderen numismatischen Objekten stöbern kann.

Anfang 2015 wurde in Lübeck erneut ein bedeutender Münzschatz gehoben. Die Hansestadt kam schon 1984 durch den Fund ein 23 228 Silber- und 395 Goldmünzen in die Schlagzeilen, Jetzt aber kamen in der Altstadt 584 Silbermünzen zum Vorschein, die in einem Lederbeutel verborgen waren. Nach erster Sichtung stammen die beim Freilegen eines Fundaments entdeckten Geldstücke aus den Hansestädten Lübeck, Hamburg, Wismar, Rostock und Stralsund sowie aus Pommern und Skandinavien. Sofern Prägedaten auf den stark korrodierten Münzen entziffert werden können, stammen sie aus der Zeit zwischen 1537 und 1595. Helmut Caspar