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Für Numismatiker, Sammler und Händler

11.11.2010

EUROPA FOEDERATA

Der 1952 in Hamburg geprägte Europino ist eine wenig bekannte numismatische Rarität

Gut zehn Jahre ist es her, dass die ersten Probestücke des Euro geprägt wurden. Die Münzen hatten in den frühen fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts einen Vorläufer, doch hieß die Vereinsmünze allerdings anders, nämlich Europino. Sie entstand in einer Zeit, als in Westeuropa die Trommel für die wirtschaftliche und politische Vereinigung des Kontinents gerührt wurde, sofern er nicht unter kommunistischer Vorherrschaft stand. Berühmt wurde der Ausspruch des französischen Finanzexperten Jacques Rueff aus dem Jahr 1950: "Europa entsteht über das Geld, oder es entsteht gar nicht". Zwei Jahre später wurden in amerikanischem Auftrag versuchsweise in der Hamburger Münze Silberstücke zu "5 Europino" geprägt. Dies geschah allerdings in einer Auflage von nur eintausend Stück, was die Seltenheit erklärt. Die Schrift um zwei Schwerter mit darum gewundenen Zweigen appelliert sieben Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und mitten in der Periode des Kalten Kriegs mit der lateinischen Inschrift EUROPA FOEDERATA an das Ziel, die Einigung Europas mit friedlichen Mitteln herzustellen. Die Europino-Münzen sollten in allen Staaten des alten Kontinents gelten, doch war die Zeit dafür noch nicht reif. Sie blieben Eintagsfliegen und stellten schon zur Entstehungszeit große numismatische Raritäten dar. Belege liegen in der Münzsammlung der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. In den Publikationen zum Thema Euro findet man zwar die so genannten Euro-Vorläufer, also die von geschäftstüchtigen Leuten und Institutionen in den neunziger Jahren hergestellten Imitate aus der Vorbereitungsphase der Währungsumstellung, nicht aber dieses über das mehr als ein halbes Jahrhundert alte Urstück. Lediglich in dem Buch "Der Mensch und das Geld", 1957 herausgegeben von der Schloemann Aktiengesellschaft Düsseldorf, ist ein Foto des Fünf-Europino-Stücks von 1952 abgedruckt. Helmut Caspar