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Für Numismatiker, Sammler und Händler

09.02.2015

Des Glückes abenteuerlicher Sohn

Neues Buch über die Münzen des Feldherrn Albrecht von Wallenstein

Eine der umstrittensten, ja gerade mythischen Persönlichkeiten des 17. Jahrhundert war der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein. Um sein Leben und seinen gewaltsamen Tod am 25. Februar 1634 in Eger, vor 370 Jahren, ranken sich abenteuerliche Geschichten. Friedrich Schiller, der sich in seinem Buch "Geschichte des Dreißigjährigen Krieges" (1791/92) und seinem Schauspiel "Wallenstein" (1800) intensiv mit dem Feldherrn beschäftigt hatte, nannte ihn "Schöpfer kühner Heere, des Lagers Abgott und der Länder Geißel, die Stütze und den Schrecken seines Kaisers, des Glückes abenteuerlichen Sohn". Für Sammler sind die numismatischen Hinterlassenschaften des aus böhmischem Adel stammenden, ursprünglich protestantischen, dann aber zum Katholizismus konvertierten Albrecht Eusebius von Wallenstein (eigentlich Waldstein) ein attraktives, wegen der Seltenheit vieler Stücke aber auch recht teures Gebiet, für das der Münzhandel das eine oder andere Angebot bereit hält.

Schon früh stand der ehrgeizige Offizier in Diensten der Habsburger. Dank seines Reichtums erwarb er große Ländereien von Landsleuten, die gegen um 1618, am Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, gegen die Habsburgerherrschaft rebelliert hatten und geächtet worden waren. Wallenstein konnte dem in Bedrängnis geratenen Kaiser Ferdinand II. mit einem auf eigene Kosten ausgerüsteten Heer beispringen, was sein Ansehen am Hof in Wien erhöhte und ihm den Titel eines Herzogs von Friedland und Fürsten von Sagan eintrug. Hoch in kaiserlicher Gunst stehend, wurde der Feldherr nach der Vertreibung der mecklenburgischen Herzöge (1628) mit dem Herzogtum Mecklenburg als Entschädigung für seine Auslagen zur Kriegführung bedacht. Dies alles bildet den Hintergrund des neuen Buches von Heino Poley "Albrecht von Wallenstein (Waldstein) Herzog von Friedland und seine Münzen". Das großformatige, reich illustrierte Buch erschien in Stuttgart im Eigenverlag des Verfassers, hat 150 Seiten und kostet 90 Euro (ISBN 978-3-00-045241-3). Für Spezialsammler, aber auch für den Münzhandel ist das mit vielen interessanten Hintergrundinformationen über Wallenstein und seine Zeit sowie über die zwischen 1626 und 1634 geprägten Münzen des Herzogs von Friedland und Fürsten von Sagan beziehungsweise Herzog von Mecklenburg eine gute Investition, denn es ersetzt Kataloge von Adolph Meyer (1886), von Emanuela Nohejlová-Prátová (1969) und weitere Publikationen, die sich mit Walleinstein und seine Münzen befasst haben, und führt weit über die dort publizierten Objekte hinaus. "Mein Wunsch und meine Hoffnung ist es, mit dem vorliegenden Werk die Chronologie und Gesamtheit der Münzprägung Wallensteins detailliert darzustellen und damit den Sammlern und Interessenten dieses geschichtlich bedeutenden Teils der böhmischen Numismatik einen nach heutigen Erkenntnissen aktuellen Münzkatalog zur Verfügung zu stellen", schreibt Poley nach zehnjähriger Beschäftigung mit dem Thema. Zur Seltenheit der ursprünglich in großen Mengen geprägten Wallenstein-Münzen ist zu erfahren, sie seien nach der Ermordung des fürstlichen Feldherrn gezielt eingeschmolzen worden, eine Maßnahme, die man auch bei Hinterlassenschaften anderer der "damnatio memoriae" verfallenen Persönlichkeiten und Systeme beobachten kann.

Der Katalog erfasst nach einem Lebenslauf sowie einer Bibliographie alle erreichbaren Gepräge, die vor allem in Gitschin (Ji?in) und Sagan, aber auch in Eisleben und Wismar mit dem markanten Bildnis des Friedländers entstanden sind, wie man Wallenstein nannte. Wie zügig der Ehrgeizige auf der Karriereleiter nach oben stieg, kann man gut an der Erweiterung seines Titels und an Veränderungen beim rückseitigen Wappenschild erkennen. Dem Verfasser ist es gelungen, die Gepräge auch bestimmten Münzmeistern und Stempelschneidern zuzuordnen, und er stellt manche lokale Zuschreibungen infrage und weist zwei als aus Ji?in stammend angenommene Taler von 1629 nach Wismar, was die Mecklenburg-Sammler freuen wird. Den Abschluss des wichtigen und gewichtigen Buches bilden Rechenpfennige der Friedländer Kammer sowie mit dem Bildnis und Wappen beziehungsweise lateinischen Inschriften versehene Medaillen. Dabei aber bleibt es nicht, denn Poley macht zu guterletzt mit Fälschungen bekannt. Helmut Caspar