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16.07.2012

Das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin....

besitzt eine herausragende Sammlung von Medaillen Friedrichs des Großen

Allgekannt ist das Münzkabinett der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel, doch gibt es in der Hauptstadt weitere, jedoch kleinere Sammlungen dieser Art. Zu nennen sind als Besitzer das Deutsche Historische Museum, die Stiftung Stadtmuseum, die Humboldt-Universität und die Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg. Dass auch das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz an der Archivstraße 12-14 im Berliner Ortsteil Dahlem zu diesem Kreis gehört, ist sicher nur wenigen Experten bekannt. Die dort befindliche Sammlung umfasst Medaillen zur Erinnerung an den preußischen König Friedrich II., den Großen, sowie an zeitgenössische Ereignisse und Persönlichkeiten. Die von dem Verleger und Sammler Harald Boldt angelegte und 1985 vom Archiv angekaufte Kollektion umfasst ferner Prägungen aus der Zeit nach dem Tod des Monarchen am 17. August 1786. Ein paar herausragende Exemplare aus dieser Sammlung konnten anlässlich des 300. Geburtstags des Monarchen in der Ausstellung "Homme de lettres - Federic, der König am Schreibtisch" betrachtet werden, die in der Kunstbibliothek am Berliner Kulturforum eingerichtet war. "Der in Göppingen bzw. Boppard tätige Verleger Boldt ist in der deutschen Archivlandschaft durch die Herausgabe historischer Akten bestens bekannt", sagt die für Medaillen und weitere Hinterlassenschaften dieser Art im Geheimen Staatsarchiv zuständige Diplomarchivarin Anke Klare. "Nach längeren Verhandlungen kam 1985 der Ankauf der 348 Medaillen, Münzen und Passiergewichte zustande. Damit ging ein Wunsch des Besitzers in Erfüllung, dass die Sammlung noch zu seinen Lebzeiten in eine öffentliche Institution wie das Geheime Staatsarchiv kommt. Boldts Kinder waren an ihr nicht interessiert. Als Boldt 1992 starb wusste er, dass die Medaillen in guten Händen sind."
Die Sammlung beginnt mit einer Medaille aus der Kronprinzenzeit Friedrichs II. und endet mit nicht seinem Tod 1786, sondern geht darüber hinaus. Eingeschlossen sind Prägungen auf die Thronbesteigung 1740, Huldigungsmedaillen sowie Prägungen anlässlich der Schlesischen Kriege und von weiteren Feldzügen sowie von Friedensschlüssen. Es schließen sich Prägungen aus dem "zivilen" Bereich wie Preis- und Prämienmedaillen und sowie solche anlässlich der Errichtung von Bauwerken an. Fortgesetzt wird die Serie durch Medaillen, die ihm posthum bis weit in das 20. Jahrhundert hinein aus verschiedenen Anlässen wie Geburtstags- und Sterbetage sowie Thronjubiläen und Errichtung von Denkmälern gewidmet wurden. Zu diesen Stücken gesellen sich einige zur Erinnerung an Vorfahren des preußischen Königs sowie auf seine Geschwister und Zeitgenossen. Den Abschluss der Sammlung Boldt bilden posthume Ereignismedaillen wie auf die Jahrhundertwende (1799) oder Hundert Jahre Königtum Preußen (1801) sowie eine kleine Auswahl von Münzen der Zeit Friedrichs II. und Passiergewichten.
Anke Klare ist derzeit dabei, die Sammlung Boldt wissenschaftlich zu erschließen, um sie eines Tages zu publizieren und sie dann auch im Internet zugänglich zu machen wie andere Bestände des Dahlemer Archivs auch. Leider sei die Aktenüberlieferung für die Medaillen aus der Zeit Friedrichs des Großen nur gering. Deshalb werde es schwer sein, etwas über die Entstehung und Verwendung bestimmter Medaillen, aber auch über die persönliche Einflussnahme des Königs auf ihre Gestaltung und seine Meinung über die Arbeit der Gestalter und Stempelschneider zu erfahren. Nur so viel sei bekannt, dass der um seinen Ruhm und sein Renommee bedachte Monarch auf verschiedene Prägungen Einfluss nahm und sie auch zur Belohnung verdienstvoller Minister, Generale, Diplomaten und anderer Persönlichkeiten verwendet hat. Da zu Friedrichs Zeiten nicht nur Spitzenleistungen der Stempelschneidekunst hergestellt wurden, sondern auch so genannte Volksmedaillen aus unedlem Metall wie Zinn und Bronze und von roher Machart, liegen auch sie in der Sammlung. Harald Boldt fand an ihnen Gefallen und fügte etliche dieser für den Zeitgeist und die Kriege des 18. Jahrhunderts wichtigen Belegstücke seiner Sammlung hinzu. Dort begegnet man einigen recht drastisch gestalteten Spottmedaillen, mit denen die Parteien in den Schlesischen Kriege und danach Stimmung gegen den jeweiligen Gegner machten. Interessant wäre es, diese Stücke sowie zeitgenössische Pamphlete und Stiche nebeneinander zu legen und aus dem Vergleich Erkenntnisse über Kriegspropaganda zur Zeit Friedrichs des Großen und seiner Hauptfeindin, der römisch-deutschen Kaiserin Maria Theresia, zu gewinnen. Helmut Caspar